»Bremen ist eine Karrierechance«

Sie alle wollten eigentlich in einer anderen Stadt ein Zuhause finden. Am Ende sind sie aber wieder nach Bremen zurückgekommen. Mit ihren Karriereplänen, ihren Familien, ihren Ideen. Warum? Das habe ich drei Rückkehrer:innen gefragt. Marco Fuchs war einer von ihnen.

Der Bremer Stadtteil Huchting war bis zum Abitur 1981 seine »kleine Welt« – danach ging es für Marco Fuchs, den heutigen Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführer des Raumfahrt- und Technologiekonzerns OHB SE, nach Berlin, Hamburg, New York und Frankfurt am Main. Dass er als 34-Jähriger wider Erwarten in die Hansestadt zurückgekehrt ist, hatte vorwiegend berufliche Gründe. »Ich bin nicht nach Bremen zurückgegangen, weil es Bremen ist, sondern obwohl es Bremen ist«, beschreibt der Jurist seine damaligen Gedanken. Heute fällt es ihm allerdings nicht mehr schwer, in- und ausländische Fachkräfte, die Anfang 30 sind, für eine Karriere an der Weser zu begeistern. Gute Argumente hat er – aus eigener Erfahrung.

Drei Jahre alt war Marco Fuchs, als er 1965 mit seiner Familie von Hamburg nach Bremen zog. Oder wie man in seinem Fall sagen muss: nach Huchting. So richtig als Bremer fühlte sich der heutige Geschäftsmann in seiner Kindheit und Jugend nämlich nicht. Zu groß war anfangs ohne direkte ÖPNV-Anbindung die räumliche Distanz zum urbanen Zentrum. »Wenn meine Freunde und ich ausgehen wollten, sind wir nach Delmenhorst geradeltt«, , erzählt er. Die Reise ins Herz von Bremen wäre deutlich mühsamer und länger gewesen.

Anfang der 1980er Jahre brach Marco Fuchs für sein Studium der Rechtwissenschaften nach Westberlin auf. In der heutigen Hauptstadt verbrachte er »eine abenteuerliche Zeit, die geprägt war von den Einflüssen des Kalten Krieges, von Mauer und Transitstrecke, von der Aufteilung der Stadt natürlich in Ost und West, ein bisschen aber immer noch auch in einen amerikanischen, französischen und britischen Sektor.« Mit allen erforderlichen Scheinen im Gepäck wechselte er 1984 für sein Repetitorium und das anschließende Examen nach Hamburg, wo er schließlich auch seine Referendarszeit verbrachte.

Damals wie auch in den folgenden Jahren, als er als Jurist in New York und Frankfurt am Main praktizierte, dachte er nicht darüber nach, sich beruflich in Bremen zu verwirklichen. Auch sonst gab es wenig Kontakt zur Hansestadt. »Es war fast niemand von meinen Freunden mehr da. Außer meinen Eltern gab es keinen Grund, sich dort aufzuhalten«, schildert Marco Fuchs.

 

Familienunternehmen oder Kanzlei?

Seine Eltern und deren unternehmerisches Tun wurden in den kommenden Jahren dann aber ein immer wesentlicherer Grund. Denn während Marco Fuchs die Kanzlei-Karriereleiter hinaufkletterte, bauten Christa und Manfred Fuchs ihr Unternehmen OHB System zu einem immer erfolgreicheren Akteur in der Luft- und Raumfahrtbranche auf. Als die Firma dann noch zum Mandanten der Kanzlei wurde, in der Marco Fuchs damals tätig war, und er viel Zeit für das Unternehmen seiner Eltern als Rechtsexperte aufwandte, stellte sich der damals Anfang 30-Jährige die Frage, in welche Richtung seine berufliche Laufbahn weitergehen sollte: »Ich stand vor einer zentralen Entscheidung: Werde ich Partner in einer Kanzlei oder steige ich in die aufstrebende Firma meiner Eltern ein?“ 

»Beim Recruiting-Pitch können wir zahlreiche europäische Fachkräfte mit einem zentralen Argument vom Standort Bremen überzeugen: mit dem hervorragenden Verhältnis zwischen Lohnniveau und Lebenserhaltungskosten.«

h

 

Er entschied sich für das Familienunternehmen. Im ersten Jahr pendelte Marco Fuchs noch von Hamburg nach Bremen, merkte aber schnell, dass die den Alltag unnötig belastet. »Das war verlorene Zeit. Damals gab es weder Freisprecheinrichtung noch WebEx oder W-LAN. Ich konnte die Strecke also nicht zum Arbeiten nutzen.« Mit Blick auf seine konkreter werdende Familienplanung zog er als 34-jähriger schließlich doch zurück nach Bremen. Ein Jahr später, 1997, heiratete er seine aus Frankfurt mit an die Weser gezogene Frau Christine. Bald darauf kam ihr erstes Kind zur Welt. Und dann lernte er, so sagt er heute, die Stadt erst richtig kennen.

Bremen: Überschaubare Stadt für schnellen Aufstieg

»Plötzlich war ich ja nicht mehr Abiturient im Randbezirk Huchting, sondern Unternehmer mitten im städtischen Leben. Da man in Bremen nicht erst DAX-Unternehmer sein muss, um ernst- und wahrgenommen zu werden, hatte ich schnell viele Kontakte und habe viele Menschen kennengelernt, die ich in einer Stadt wie Hamburg oder München wohl nicht getroffen hätte. In Bremen zu arbeiten, ist definitiv eine Aufstiegschance. Die Überschaubarkeit führt dazu, dass man schnell jemand ist und Karriere machen kann.«

Aber nicht nur dafür schätzt der OHB-Geschäftsführer die Überschaubarkeit, sondern auch dafür, dass sie in der Rushhour des Lebens für Zeiteffizienz sorgt. »Ich bin jedes Mal erschrocken, wie viele Unwägbarkeiten Menschen in anderen deutschen Großstädten vergleichbarer Größe in Kauf nehmen. Allein bei den Reise- und Pendelzeiten. Gerade in einer Lebensphase, in der Familie eine hohe Priorität hat, möchte ich doch nicht ständig Zeit in Staus verbringen.« Überhaupt fühle sich die Stadt trotz einer halben Million Einwohner:innen nicht so dicht an. »Bremen hat viel Grün, ist friedlich. Wir haben nur wenige Hochhäuser, keine Straßenschluchten, keine achtstöckigen Mietskasernen. Selbst eine Trabantenstadt wie Huchting ist noch sehr aufgelockert.«

Einnahmen-Ausgaben-Verhältnis überzeugt Young Professionals

Die vielzitierte Work-Life-Balance, so kommt Marco Fuchs zum Schluss, sei in Bremen einfach gut. Das Argument, mit dem er bei Fachkräften – vor allem bei europäischen – im Recruiting-Pitch allerdings am meisten punkten kann, istein ganz nüchternes: die »Buying-Power«

Das Verhältnis zwischen Lohnniveau und Lebenserhaltungskosten sei für Young Professionals der Luft- und Raumfahrtbranche, die bei OHB in Bremen zu rund einem Drittel aus Italien, Spanien oder Frankreich stammen, unschlagbar. »Der Lebensstandard ist für diese Fachkräfte hier so viel besser als in Madrid oder Mailand. Hier können sie sich nach drei Jahren schon ein Haus kaufen, in anderen europäischen Städten ist man froh, wenn man mit 45 den ersten eigenen Küchentisch hat.«

Nicht nur im internationalen Vergleich würde Bremen nach Ansicht von Marco Fuchs andere Großstädte durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis übertreffen, auch innerhalb von Deutschland sei die Stadt ganz weit vorn. »Vielleicht verdient man in München, Frankfurt, Stuttgart oder Hamburg 20 Prozent mehr, aber glauben Sie mir, das reicht nicht für die deutlich höheren Kosten.«

Text: Sandra Lachmann

Die OHB SE mit Hauptsitz in Bremen ist der erste börsennotierte Raumfahrt- und Technologiekonzern Deutschlands. Die Geschäftsfelder des Unternehmens sind Telematik & Satellit, Raumfahrt & Sicherheit, Nutzlasten & Wissenschaft, Internationale Raumfahrt sowie Raumtransport & Aerospace Strukturen.

Du willst auch dabei gewesen sein, wenn OHB vom Mond aus zu anderen Planeten startet? Dann wirf doch direkt mal einen Blick auf die aktuellen Stellenangebote.

Karriere bei OHB SE