Blaumann statt Feierabend

Weihnachten in den eigenen vier Wänden feiern – mit diesem Ziel starteten Tobias Recke und seine Freundin Anastasia im Juli 2021 das Projekt »Haussanierung mit Eigenleistung«. Es war der Beginn einer Zeit voller Staub, Baulärm und Youtube-Videos einerseits und ohne Feierabend, Wochenende und Urlaub andererseits. Wir haben Tobias bei der Arbeit an seinem künftigen Eigenheim getroffen und wollten wissen, ob und wie sich ein Fulltime-Job als Geschäftsführer und die Herausforderungen einer Großbaustelle vereinbaren lassen.

Text: Sandra Lachmann, Fotos: Shanice Allerheiligen

Ein typischer grauer Sonntagnachmittag im Februar. Seit Tagen regnet es pausenlos, entsprechend matschig empfängt uns der Garten des 70er-Jahre-Wohngebäudes in Bremen-Oberneuland. Dicke Tropfen rinnen von den Baugerüsten – die Stadt sehnt sich nach Frühling.

Tobias, der uns in einer inzwischen mehr grauen als schwarzen Arbeitslatzhose gutgelaunt in Empfang nimmt, hat auch genug vom Winter. »Ja, das war echt hart die vergangenen Monate. Wir hatten lange Zeit weder eine funktionierende Heizung noch Licht im Haus. Dementsprechend war es hier immer kalt, dunkel und klamm. Wir mussten uns manchmal ganz schön in den Hintern treten, abends nach der Arbeit herzukommen.«

 

Täglich grüßt das Murmeltier…

»Feierabend«, dieses Wort gibt es im Leben von Tobias seit Monaten nicht mehr. Tagsüber kümmert sich der Gründer und Geschäftsführer des Full-Service-Meinungsinstituts smart insights GmbH um Kundenprojekte und sein Team, nach der Erwerbsarbeit geht es für ihn täglich ins Haus. Dort löscht er oftmals erst gegen Mitternacht die Baulampe, fährt heim, duscht und versinkt dann gar nicht selten noch in Heimwerker-Videos oder in Baumarkt-Websites, um nach Tipps und Materialien zu recherchieren. Am nächsten Morgen geht es dann in der Früh entweder direkt ins Büro oder zuvor noch für Handwerkergespräche auf die Baustelle. 

Auch die Wochenenden stehen ganz im Zeichen der Umbauarbeiten. So wie heute. Die Zeit ist besonders knapp – bis zum Abend muss der Boden verlegt sein, denn morgen kommen die Handwerker zum Wände spachteln. 

 

Ohne helfende Hände geht´s nicht

Tobias ist nicht allein. Neben seiner Freundin Anastasia sind heute auch Daniel und Hendrik, zwei Kollegen aus seinem smart insights-Team, sowie sein Freund Jan vor Ort. Sie haben spontan reagiert, als Tobias wenige Stunden zuvor einen Hilferuf losgelassen hatte. »Ich habe heute Nacht gemerkt, dass ich das mit dem Boden bis heute Abend allein nicht schaffen kann. Zum Glück haben die drei direkt ihre Hilfe angeboten.« 

 

 

»Früher hat man einfach kurzfristig Leute für große Umzüge oder Renovierungen zusammengetrommelt, eine Kiste Bier hingestellt und ohne Blick auf die Uhr alles tagelang gewuppt. Heute hat jeder seine eigenen Baustellen. Intensive Jobs, Familie, regelmäßige Hobbies, eigene Haus- und Gartenprojekte, solche Dinge eben.« «

Dr. Tobias Recke, Gründer und Geschäftsführer von smart insights

Überhaupt habe er eine Menge helfender Hände um sich herum, erzählt er uns. Auch Freunde aus seiner Studienzeit in Bremen. Zu ihnen habe er immer Kontakt gehalten, auch während der zwei Jahre, die er in Stuttgart gearbeitet hat. Ein Freundeskreis, der aktuell sehr unterstützt.  »Man merkt aber, dass wir heute alle nicht mehr ganz so flexibel und spontan sein können wie damals. Früher hat man einfach kurzfristig Leute für große Umzüge oder Renovierungen zusammengetrommelt, eine Kiste Bier hingestellt und ohne Blick auf die Uhr alles gewuppt. Heute hat jeder seine eigenen Baustellen. Intensive Jobs, Familie, regelmäßige Hobbies, eigene Haus- und Gartenprojekte, solche Dinge eben.«

Nicht nur zwischen früher und heute, auch zwischen Stadt und Dorf beobachtet Tobias Unterschiede, wenn es darum geht, wie viele Menschen mit anpacken können:  »Auf dem Dorf ist das viel ausgeprägter. Nicht, weil die Menschen in der Stadt weniger hilfsbereit sind, sondern weil der handwerkliche Hintergrund häufig fehlt. Mein Schwager hat sein Haus im Ländlichen fast komplett ohne Handwerksbetriebe, nur mit Freunden gebaut, die gleichzeitig auch gebaut haben. Die waren wirklich alle fast jeden Tag im Einsatz, mal bei dem einen Haus, dann bei dem anderen. Jeder hatte eine Sache, die er machen konnte und in der Summe haben sich alle zusammen gegenseitig die Häuser gebaut. Eine Stadtgesellschaft ist halt mehr von Wissensarbeit geprägt, was einerseits andere Arbeitszeiten als im Handwerk, aber eben auch andere Kompetenzen mit sich bringt.«  

Besagter Schwager und seine Schwester sowie deren Familie unterstützen das Hausprojekt regelmäßig, obwohl sie nicht um die Ecke, sondern im Raum Göttingen wohnen. »Die sind schon an vielen Wochenenden freitags gekommen, hatten oft fehlendes Werkzeug dabei, und sind Sonntagnachmittags wieder gefahren.« 

 

»Es dauert immer länger als geplant«

Diese regelmäßigen gemeinsamen Familienwochenenden, an deren Abenden das Schlangestehen an der Dusche zum Ritual wurde,  seien nicht nur mit Blick auf die viele Arbeit eine große Hilfe gewesen, betont Tobias. Auch mental hätte ihn das sehr unterstützt. »Manchmal steht man vor dem riesigen Berg an Aufgaben und weiß nicht, wie man das alles schaffen soll.« So wie beim Deckenbalken abschleifen. Eine Sache, die Tobias mal eben erledigen wollte – knapp 150 Stunden Über-Kopf-Arbeit mit schwerem Gerät sind am Ende zusammengekommen. Oder in dem Moment, als beim Einbau der Fenster die Fußbodenheizung angebohrt wurde und ausgelaufen ist – eine Woche, bevor der Fliesenleger kommen sollte. 

 

 

Unerwartete Probleme wie diese habe es immer wieder gegeben und das solle man auch immer einkalkulieren, wenn man eine Haussanierung oder einen Bau plane, meint der frischgebackene Hausbesitzer: »Gute Planung ist wichtig, aber auch die Vorbereitung darauf, dass meistens irgendwas dazwischen kommt, was diese Planung wieder kaputt macht. Man muss auf jeden Fall flexibel mit den eigenen Vorstellungen und dem, was nachher tatsächlich geht, umgehen.«

 

Mit 1.000 Postkarten zum Gartenglück

Der tatkräftige Einsatz für den Traum vom eigenen Haus begann für Tobias und Anastasia schon weit vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages. Drei Jahre lang hatte das Paar nach einem passenden Objekt gesucht. »Seitdem ich denken kann, wollte ich ein eigenes, freistehendes Haus mit großem Garten haben«, erzählt Tobias. »Ich bin sehr gerne draußen, mag Gartenarbeit total. Ein großes Grundstück mit Garten, aus dem man was Schönes machen kann, das war wirklich mein Traum.«

Und so machten sie sich – wie so viele Paare und junge Familien – auf die Suche. Den entscheidenden Hinweis brachte am Ende eine Postwurfsendung. »Wir haben 1.000 Postkarten gedruckt und je eine davon in jeden Briefkasten Oberneulands gesteckt. Irgendwann kam dann tatsächlich ein Anruf. Das Haus, das uns vom Anrufer gezeigt wurde, haben wir am Ende nicht genommen, aber er hat einen Kontakt zur Verkäuferin unseres jetzigen Objektes hergestellt.«

Demnächst also Oberneuland. Ein Stadtteil, dem der Ruf vorauseilt, dass dort nur Menschen mit großen Autos und viel Geld wohnen würden. »Diese Vorurteile hatte ich auch«, gibt Tobias zu. »In Studienzeiten hätte ich nicht gedacht, dass ich dort einmal hinziehen würde. Aber je nach Lebensphase ändern sich eben Bedürfnisse. Und mich zieht es jetzt ins Grüne, ins Ruhige. Klar, die Leute, die hier wohnen sind schon wohlhabender, das muss man so sagen. Aber trotzdem total bodenständig und freundlich. Ich habe in den vergangenen Wochen niemanden getroffen, der das nicht war.«

Es hätte sogar schon richtige Highlights beim Kennenlernen der Nachbarschaft gegeben. »Letztens stand eine Nachbarin mit einem Topf Suppe vor der Tür, weil sie beobachtet hatte, wie viel und lang wir arbeiten. Und selbst wenn es bei uns auch am Sonntag mal lauter wird, weil wir werktags nicht alles geschafft haben, stoßen wir auf Verständnis statt auf Vorwürfe.«

 

Team-Workshop auf der Baustelle

Verständnisvoll sei auch sein Team bei smart insights. Wenn es einen Handwerkertermin gäbe, der mitten in die Arbeitszeit fällt und nicht zu verschieben ist, würden die Kolleginnen und Kollegen seine Abwesenheit immer gut auffangen. »Wir leben grundsätzlich eine Unternehmenskultur, die Flexibilität möglich macht. Wenn jemand einen Arzttermin hat oder spontan Kinder betreuen muss, dann ist das kein Problem. Wir achten darauf, so zu arbeiten, dass man das Privatleben auch auf die Reihe bekommt.« Als Chef fühle er allerdings eine Verantwortung, trotz der besonderen Dauerbelastung bestmöglich präsent und erreichbar zu sein. Daher habe er vor dem Start der Großbaustelle auch nicht weniger Projekte als sonst angenommen oder teamintern Aufgaben abgegeben. Lediglich Überstunden seien weniger angefallen als sonst.

Dafür habe sich die Baustelle inmitten der xten Coronawelle kurzerhand zur  Workshop-Location verwandelt. »Wir nehmen uns einmal pro Quartal mit allen Zeit, um in Ruhe über Dinge zu sprechen, Strategien zu erarbeiten  und vorauszuplanen. Corona hat diese Präsenztreffen oft sehr erschwert. Da entstand die Idee, das einfach bei mir auf der Baustelle zu machen. Wir haben also zwischen Mauerabriss und Werkzeug tagsüber miteinander gearbeitet und abends gegrillt.«

 

Das Ziel immer fest im Blick

Arbeit im Büro. Arbeit im Haus. Kaum Schlaf. Kein Privatleben. Lediglich eine Woche Spontan-Urlaub in der Sonne, als die Erschöpfung im Herbst zu groß geworden war. Wie hält man das über Monate durch? »Naja, irgendwie ist das Projekt auch mal ein schöner Ausgleich zur Kopf- und Computerarbeit, die meinen Alltag ansonsten prägt«, antwortet Tobias. »Gerade während Corona ist es mir oft auf die Nerven gegangen, immer nur am Schreibtisch zu sitzen. Außerdem bin ich im Herzen durchaus ein bisschen Handwerker, ich würde mich schon als so eine Art Bastel-Typ beschreiben. Ich probiere gern Sachen aus und stelle gerade jetzt fest, dass ich es manchmal nicht unbedingt schlechter mache als professionelle Handwerker. Und ich weiß ja, wofür ich es tue. Für ein Zuhause, das am Ende meinen Vorstellungen entspricht.«

Und nach dem Umzug? Wird es dann nicht langweilig werden? Tobias schmunzelt und zeigt nach draußen. »Nein, dann wartet auf mich der Garten. Darauf freue ich mich sehr.«

 

Über smart insights

Die smart insights GmbH ist ein mehrfach ausgezeichnetes Full-Service-Institut für Marktforschung. Tobias Recke und sein Team betreuen international, national und regional tätige Kunden unterschiedlicher Branchen. Die Marktforschungsprojekte reichen von der Studienkonzeption über qualitative und quantitative Befragungen bis zur Datenanalyse und strategischen Maßnahmenableitung.

Als Arbeitgeber setzt die smart insights GmbH auf einen offenen Umgang, individuelle Weiterbildung, flexible Arbeitszeiten, Firmenfitness, regelmäßige Teamevents und Spaß bei der Arbeit.

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