Be oK - egal, was du werden willst


Unvoreingenommen Stärken erkunden, eigene Interessen ausloten und Klischees kritisch hinterfragen – darum geht es in dem Projekt »Be oK – Berufsorientierung und Lebensplanung ohne Klischees« der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF). An vier Projekttagen können Schüler*innen der Klassenstufe 6 und 7 in verschiedenen Modulen spielerisch ihre Neigungen und Fähigkeiten in Bezug auf Berufsfelder erkunden. Bisher gab es bereits elf Erlebnisprojektwochen an Schulen in Bremen, Bremerhaven und im Landkreis Osterholz. Bis Oktober 2022 sollen insgesamt 20 Durchgänge an Schulen stattfinden.

Fotos: Cosima Hanebeck/ Fotoetage

»Grundlage für die Berufswahl sollten die Begabungen und Interessen der Kinder und Jugendlichen sein, nicht Rollenklischees, die Berufsbilder Männern oder Frauen zuschreiben«, sagt Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm, die »Be oK« zusammen mit Projektleiterin Cordula Keim entwickelt hat. Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, ihre Talente zu entdecken und ihnen zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, den eigenen Interessen zu folgen, bilde das Fundament für spätere Lebensentscheidungen, so Wilhelm. 

In den Erlebnisprojektwochen gibt es neben Stationen zum Entdecken der eigenen Stärken, Zukunftswünschen und deren Verbindung mit Berufsfeldern auch Module zur Auseinandersetzung mit konkreten beruflichen Möglichkeiten und daraus resultierenden Chancen für den Lebensweg. Dafür kommen junge Fachkräfte und Auszubildende aus jeweils männer- bzw. frauenuntypischen Berufen, um den Jugendlichen einen unmittelbaren Input aus der Praxis zu geben. Role Models aus der Wirtschaft und sozialen Einrichtungen berichten von ihrem beruflichen Werdegang und wie sie Hürden und Klischees überwunden haben. 

In einem weiteren Modul steht das Thema Gesundheit im Fokus. Die Schüler*innen gehen spielerisch der Frage nach, wie Berufswahl so gelingen kann, dass Menschen in ihrem Beruf zufrieden und gesund bleiben. 
 

“Be oK” hat bereits an zehn Schulen stattgefunden:  IGS Lilienthal, Oberschule an der Egge, Oberschule Am Leher Markt, Oberschule Roland zu Bremen, Oberschule Carl von Ossietzky, Oberschule Roter Sand, Oberschule Rockwinkler Straße, Oberschule Heinrich-Heine-Schule, Oberschule Helgolander Straße und Oberschule Am Barkhof. In allen Schulen hat das Projekt positive Rückmeldung hervorgerufen. Ayten Sariyildiz, Schulleiter der Oberschule Roland zu Bremen, ist sich sicher, dass sich durch das Bewegen, Anfassen und wirkliche Erleben mit allen Sinnen und den persönlichen Kontakt zu jungen Fachkräften und Auszubildenden, die Projektwoche nachhaltig auf ihren Lebensweg auswirkt.  Dazu erklärt Bettina Wilhelm, dass es wichtig sei, geschlechterbezogene Klischees schon früh aufzubrechen: »Deshalb wird “Be oK” bereits in der Jahrgangsstufe 6 angeboten, also deutlich früher als die klassische Berufsorientierung. Schüler*innen bringen in diesem Alter noch eine große Offenheit mit. Es geht uns darum, einen unvoreingenommen Blick auf die eigenen Stärken zu ermöglichen.«

Weil Eltern, Lehrkräfte und Gleichaltrige eine entscheidende Rolle bei der Prägung von Klischees spielen, bezieht das Projekt auch das Umfeld der Kinder und Jugendlichen ein. In einem Elternabend werden die Erziehungsberechtigten für ihre Vorbildfunktion sensibilisiert und dazu bewegt, eigene Klischees zu hinterfragen. In einem begleitenden Workshop werden Lehrkräfte mit gängigen Geschlechterklischees konfrontiert und dazu angeregt, diese im Unterricht aufzugreifen und kritisch zu reflektieren. »Uns ist bewusst, wie wichtig eine bestärkende Haltung unserer Lehrkräfte und eine große Offenheit für die unterschiedlichen Lebensvorstellungen unserer Schülerinnen und Schüler sind – daher sind wir dankbar, dass das Projekt ebenfalls einen Fortbildungsteil für das Lehrpersonal umfasst«, so Bettina Wilhelm. 

Für weniger Gender-Stereotypen in Bremen

Neben “Be oK” gibt es in Bremen noch weitere Projekte, die sich mit genderzuweisenden Berufsbildern beschäftigen. Beispielsweise könnt ihr in die themenbezogene Episode des  Podcasts »Rolle Rückwärts« der Arbeitnehmerkammer reinhören. Auch das Projekt GunA des Zentrum für Arbeit und Politik der Universität Bremen verdient einen Blick.