Für den Wirtschaftsstandort Bremen: Start-ups eine Heimat bieten

„Aller Anfang ist schwer, am schwersten der Anfang der Wirtschaft“, wusste einst schon Johann Wolfgang von Goethe. Auch fast 200 Jahre später ist seine Aussage von bemerkenswerter Aktualität: Fast ein Drittel der deutschen Unternehmen muss innerhalb von drei Jahren nach der Gründung wieder aufgeben. Dass es auch anders geht, zeigt der Blick in die Hansestadt. Unweit des Marktplatzes sitzt die BAB – Die Förderbank mit ihrem Segment Starthaus Bremen & Bremerhaven – sie begleitet insbesondere kleine und mittelständische Firmen in allen Phasen von der Gründung über Wachstum und Umstrukturierung bis hin zur erfolgreichen Nachfolgeregelung. Auch Bremens Innovationen werden von ihr gefördert. Mit dem Ziel, die Innovationskraft, das nachhaltige ökonomische Wachstum sowie die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes zu unterstützen und zu stärken. Welche Bausteine eine Gründungsberatung umfasst und wie die Förderbank dazu beiträgt, Start-ups ein modernes Umfeld zu bieten, erzählt Kostja Hausdörffer.

Text: Nicolas Schiffler 

Bereits vor knapp zwei Jahren hat die Bundesregierung in ihrer Start-up-Strategie formuliert, dass junge Unternehmen Wettbewerb und Innovationsgeist eines Standortes vorantreiben. Sie stehen für Dynamik, Aufbruch und Tradition. In Bremen hat sich in den vergangenen Jahren eine lebendige Szene – auch bekannt als Ökosystem – etabliert, die mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Das anfängliche Ideen und neuartige Ansätze wie bei „skinuvita“ oder „Astrait“ schließlich zur Wirklichkeit wurden und in einem eigenen Unternehmen mündeten, ist unter anderem der Verdienst von Kostja Hausdörffer. Der 36-Jährige ist beim Starthaus Bremen & Bremerhaven, einem Segment der BAB – Die Förderbank, in der Beratung und Förderung von Start-ups tätig. Das Starthaus begleitet, berät und unterstützt Gründerinnen und Gründer von der anfänglichen Geschäftsidee bis zur ersten Wachstumsphase kostenfrei und individuell. Einer der Schwerpunkte liegt dabei auf Start-ups. „Ich betreue Gründerinnen und Gründer auf dem Weg zur Umsetzung ihrer unternehmerischen Idee. In diesem Zusammenhang entwickle ich zum Beispiel gemeinsam mit ihnen skalierbare Geschäftsmodelle, setze Vertriebstrainings um oder gebe Schulungen zur Führung eines Unternehmens. Momentan betreue ich Firmen hauptsächlich in ihrer ersten Wachstumsphase. Zu diesem Zeitpunkt werden bereits konkrete Projekte umgesetzt“, erklärt der Wahlbremer.

Gleichzeitig setzen sich Hausdörffer und seine Kolleginnen und Kollegen dafür ein, den Wirtschaftsstandort Bremen zu stärken und attraktiv zu gestalten, damit die Firmen nach ihrer Gründung weiterhin in der Hansestadt bleiben. „In meiner täglichen Arbeit bin ich daher zum einen immer wieder die Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Netzwerkpartner:innen und den innovativen Geschäftsmodellen. Zum anderen berate ich Startups ökonomisch und vernetze sie mit kleinen und mittleren Unternehmen. So entstehen Synergieeffekte, die schließlich dem gesamten Umfeld nutzen“, sagt er.

Von Heidelberg über Göttingen nach Südamerika – und dann nach Bremen

Dass der Familienvater über eine besondere Expertise in Sachen Existenzgründung und Standortförderung verfügt, liegt auch an seinen bisher gesammelten beruflichen Erfahrungen: Aufgewachsen unweit des Neckars, zog es Kostja Hausdörffer für sein Bachelor-Studium der Betriebswirtschaftslehre für Industrieunternehmen an die Duale Hochschule Mannheim. Nach einer anschließenden Zwischenstation in Stuttgart als Vertriebsleiter bei einer Firma für Verladetechnik suchte der gebürtige Heidelberger eine neue Herausforderung – die zugleich der Allgemeinheit dient. „Also habe ich mich für den Master im Bereich Wirtschaftsförderung an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen eingeschrieben. Dort habe ich während des Studiums die Weichen für meinen Weg in die Start-up-Branche gestellt“, berichtet er.

Der eingeschlagene Pfad führte Kostja Hausdörffer im nächsten Schritt zur IHK Lüneburg-Wolfsburg, wo er gemeinsam mit einer Vielzahl von Akteuren ein funktionierendes Ökosystem für Start-ups aufbaute. Nach drei Jahren brach er dort seine Zelte ab, packte seinen Rucksack und ging mit seiner Freundin auf Weltreise. Nach einem ersten Bewerbungsgespräch bei der BAB – Die Förderbank, dass per Microsoft Teams auf den Galapagosinseln stattfand, war schließlich klar: Der nächste Halt führt ihn 2018 nach Bremen.

„Im Rückblick ein absoluter Glücksfall“, schwärmt der Hobbygärtner und fährt fort: „Hier gibt es kurze Netzwerkwege und Unternehmerinnen und Unternehmer, die anpacken wollen, das ist ein echter Vorteil nicht nur für Startups, sondern auch für die Wirtschaft. Ich gehe hier sehr gerne an der Weser spazieren und genieße die Aufenthaltsqualität. Das erinnert mich an meine Heimat Heidelberg und den Neckar.“

Das kleinste Bundesland fördert innovative Ideen im großen Stil

Wer ein eigenes Unternehmen gründen will, hat die besten Chancen im urbanen Umfeld von Hamburg, Berlin oder München. Bei dieser Aussage muss Kostja Hausdörffer kurz schmunzeln, dann stellt er sein Wasserglas auf den Holztisch und sagt: „Die Unterstützung von Start-ups ist der Politik, uns und dem Startup Ökosystem in Bremen sehr wichtig. Wir gehen gemeinsam in die richtige Richtung.  In der Szene gibt es eine Give-first Kultur. Das ist schon einzigartig. Im vergangenen Jahr wurde mit uns gemeinsam ein neues Förderprogramm entwickelt, das Projekte dabei begleitet, ihre Vorhaben im Markt zu implementieren.“ Laut einer Studie von Startupdetector ist das Ökosystem der Hansestadt im Jahr 2022 mit 39 Prozent im Bundesvergleich überdurchschnittlich gewachsen. Insgesamt zählt die Förderbank aktuell knapp 150 Start-ups in Bremen. „Darüber hinaus verfügen Gründerinnen und Gründer hier über eine hohe Netzwerkdichte. Wir geben ihnen schnell und unkompliziert Antworten auf ihre Fragen. Damit bieten wir am Standort eine gute Unterstützung“, so der Starthelfer.

 

Zudem wurde 2015 die Initiative „bremen-startups“ ins Leben gerufen. 2018 veranstaltete das Organisationsteam gemeinsam mit der Sparkasse Bremen erstmals die „Macher-Messe“ mit 25 jungen Unternehmen und über 200 Gästen – daraus wurde der Start-up Summit, der zuletzt im Juni 2023 mit über 50 Gründungsideen und rund 600 Gästen stattfand. „Da entstehen schon richtig gute Angebote für Startups in Bremen.“

 

Am Ende lenkt Kostja Hausdörffer das Gespräch noch einmal auf das kostenlose Beratungsangebot im Starthaus, einem Segment der BAB – Die Förderbank und gibt einen hilfreichen Tipp: „Vor einem gemeinsamen Termin sollten angehende Gründerinnen und Gründer ihre Vorhaben am besten schon einmal auf einer DIN-A4-Seite zusammengefasst haben. Zusammen durchleuchten wir dann das Geschäftsmodell, identifizieren Herausforderungen, finden Pilotpartner in der Wirtschaft und entwickeln häufig in mehreren Terminen Lösungswege. Wir vernetzen mit Menschen, die ähnliche Probleme bereits gelöst haben. Das ist immer auch Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt er. Gibt es zu einem Unternehmensaspekt viele spezifische Fragen, veranstaltet die Förderbank eigene Workshops oder entwickelt thematische Programme.

Das Vierer-Team im Starthaus, das sich auf Start-ups spezialisiert hat, stimmt sich eng mit anderen Mitarbeitenden aus Geschäftsbereichen wie Innovation oder Beteiligung ab.

„Durch diese Zusammenarbeit schauen wir aus verschiedenen Blickwinkeln auf ein Gründungsvorhaben und können so bestmöglich beraten. All diese Bemühungen zielen am Ende des Tages darauf ab, den Wirtschaftsstandort Bremen zu fördern und Startups beim nachhaltigen Wachstum zu unterstützen“, berichtet der Weltenbummler mit einem Funkeln in den Augen.