Ein Gespräch mit Niclas Stürken, Geschäftsführer von Stürken Print Productions.

Text: Hayat Issa

Seit 75 Jahren bringt Stürken Print Productions Ideen aufs Papier – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Das Bremer Familienunternehmen zählt zu den traditionsreichsten Druckereien der Region, hat sich jedoch längst neu erfunden: Weg vom klassischen Massendruck, hin zum kreativen, kundenorientierten Dienstleister mit einem echten Faible für gute Gestaltung, neue Technologien und nachhaltige Produktion. An der Spitze steht Niclas Stürken, der das Unternehmen bereits in dritter Generation führt. Im Interview mit BREM.jetzt spricht er über die Zukunft von Print in einer digitalen Welt, den Wandel seiner Branche und warum ein Druckauftrag manchmal mehr ist als nur Farbe auf Papier. Außerdem erzählt er, was es bedeutet, in einem Familienunternehmen groß zu werden, was ihn mit Bremen verbindet und worauf es ihm als Arbeitgeber wirklich ankommt.

„Print is dead“ – ein oft gehörter Satz. Niclas, was sagst du als Geschäftsführer eines erfolgreichen Druckunternehmens dazu?

Niclas Stürken: Ich finde diese Aussage ebenso eindimensional wie die Proklamation „Print is not dead“. Print ist mittlerweile ein so breiter Markt mit unterschiedlichsten Anwendungen, dass man diese Aussage pauschal nicht machen sollte. In manchen Segmenten sind digitale Lösungen sinnvoller und nützlicher, in anderen nicht. Selbst als Vertreter der Branche vermisse ich ein paar Printprodukte überhaupt nicht, andere sind aus meiner Sicht jedoch zu Unrecht fast vom Markt verschwunden. Die Digitalisierung treibt uns in allen Lebensbereichen, vieles kommt da erstmal unter die Räder und Print ist davon absolut nicht verschont geblieben. Print ist heftig angeschossen, aber nicht tot – und hat gute Überlebenschancen, wenn wir herausfinden, wo Print gegenüber digitalen Lösungen den höheren Nutzen bietet. Bereits 1995 hat David Carson in seinem Buch „The End of Print“ als Aufruf für eine neue, kreative Herangehens- und Sichtweise über die Veränderung der Printmedien geschrieben. Leider haben wohl viele den Buchtitel als wörtliche Aussage missverstanden.

Wie hat sich die Druckbranche in den letzten Jahren verändert und wie hat Stürken Print Productions darauf reagiert?

Durch technologische Innovationen, Digitalisierung, verändertes Kundenverhalten und neue Marktanforderungen hat sich die Branche komplett gedreht. Als logische Folge hat sich der Markt konzentriert, viele Druckereien sind verschwunden oder haben sich strukturell stark verändert. Wir haben bereits vor rund sieben Jahren damit begonnen, das klassische volumengetriebene Industriegeschäft zu einer kundenorientierten Dienstleistung zu wandeln. Wir verstehen uns heute nicht als klassische Druckerei, die möglichst viel Papier durch die großen Maschinen jagen will, sondern als flexiblen und kreativen Dienstleister mit einem Netzwerk aus Profis, der seinen Kunden die beste Lösung rund um Print anbietet.

Was ist das Besondere an einem Familienunternehmen in dritter Generation – Fluch oder Segen?

Opa Jonni hat das Unternehmen gegründet und mein Vater Manfred 2007 an mich übergeben. Situativ war ein Familienunternehmen oft Fluch, aber auf lange Sicht für mich persönlich wohl eher Segen. Keine Ahnung was aus mir geworden wäre, hätte es die Firma nicht gegeben. Ich habe oft darüber nachgedacht, aber konnte mir nie wirklich einen anderen Lebensweg vorstellen oder ungelebten Wunsch entdecken.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei euren Druckprodukten und wie lässt sich Print überhaupt nachhaltig gestalten?

Wir beraten aktiv Kunden dabei, ihre Produkte umweltfreundlicher zu machen. Druckereien arbeiten heute überwiegend energie- und ressourceneffizient, chemiearm und klimafreundlich. Unsere Produkte lassen sich in großen Teilen aus recycelten Materialien herstellen, die auch wieder recycelt werden können. Damit erhalten wir einen Kreislauf, der die Umwelt entlastet. Zusammengefasst ist Print nachhaltig, wenn bedarfsgerecht mit energieeffizienten Maschinen aus umweltfreundlichen Materialien recycelbare Produkte mit hohem Kundennutzen hergestellt werden. Und das ist eigentlich ganz einfach!

Wir sind ein kleines Unternehmen, das sein Geschäft gerne über persönliche Beziehungen zu seinen Kunden macht. Daher ist der überwiegende Teil unserer Kunden auch aus Bremen und umzu, ebenso wie unsere Mitarbeitenden. Wir mögen die kurzen Wege und die vielen Kontakte, die wir in Bremen haben – hier fühlen wir uns zu Hause!

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Stürken Print Productions ist nicht nur für klassische Drucksachen bekannt. Welche ungewöhnlichen Projekte habt ihr zuletzt realisiert?


Da fällt mir spontan eine Sache ein, die nicht unbedingt technisch besonders ungewöhnlich oder herausfordernd war, die aber den Wert von Gedrucktem zeigt und uns emotional sehr berührt hat. Wir haben für einen Künstler, der bereits in hohem Alter war und sein Lebensende nahen sah, sein gesamtes künstlerisches Lebenswerk in einem Buch gedruckt. Dieses „Tagebuch“, wie er es selbst nannte, dokumentiert sein gesamtes kreatives Schaffen, ergänzt durch Dinge, die andere über ihn sagen, Episoden aus seinem Leben, Gedanken und Konzepte. Herausgekommen ist ein Buch mit 532 Seiten, über 3 Kilo schwer, in einer Auflage von 650 Exemplaren. Das Buch, mit dem der Künstler sich nach eigenen Worten einen Traum erfüllt hat, gab es nicht zu kaufen, sondern wurde nur persönlich signiert an ausgewählte Personen verschenkt. Mittlerweile ist er verstorben und wir sind dankbar, dass wir diesen Traum erfüllen durften.

Was macht für dich einen attraktiven Arbeitgeber aus und was bietet Stürken seinen Mitarbeitenden konkret?

Finde gute Leute, die zusammen gute Sachen machen wollen, und dabei gut zueinander und allen Beteiligten sind! Als Arbeitgeber stelle ich nur bestmöglich den Rahmen zur Verfügung. Ein gutes Unternehmen und damit ein guter Arbeitgeber zu sein, ist eine Gemeinschaftsleistung. Ich finde die Möglichkeit, in einem guten Unternehmen zu arbeiten elementar attraktiv. Benefits wie Jobräder, Homeoffice und flexible Arbeitszeiten bieten wir natürlich auch an, wenn es individuell passt und gefragt ist. Aber diese Dinge sind aus meiner Sicht für unser Unternehmen nur Schminke; wir sind vor allem ungeschminkt sehr sexy. Ach ja, bei uns gibt es auch keine Hierarchien und kein Chefgehabe, wir arbeiten alle zusammen auf Augenhöhe für die gemeinsame Sache: ein gutes Unternehmen zu sein.

Welche Fähigkeiten und Persönlichkeiten sucht ihr bei neuen Talenten und was dürfen Bewerber:innen von euch erwarten?

Fachlich müssen sich potentielle Mitarbeitende, abgesehen von Auszubildenden, mit Print und Produktion auskennen. Persönlich sollten sie einfach Bock auf den Job haben, ein Faible für Printprodukte und Papier, sich zufriedene Kunden wünschen, sich mit dem, was sie tun identifizieren und fachlich wie persönlich gerne weiterentwickeln oder zumindest offen dafür sein. Bei uns warten spannende Aufgaben, tolle Kundinnen und Kunden sowie Kolleginnen und Kollegen und aktive Bewegung in unserem sich verändernden Markt.

Dürfen wir einen Blick in deine persönliche Bremen-Checkliste werfen: Lieblingsort, Geheimtipp, bester Kaffee?

Einer meiner Lieblingsorte und vielleicht Geheimtipp zugleich ist der Golden Grill von Leon am Hodenberger Deich in Oberneuland – gibt fast nix Besseres, als an einem sonnigen Sonntagnachmittag dort zu sein. Bester Kaffee im Café Concordia am Samstagvormittag!